Diese Seite erläutert die Bilder von Klaus-G. Hinz

 

Arbeiten
von
1995-1997

  14.4.1997

Arbeiten von 1995 -1997

Klaus-G. Hinz gibt in dieser Ausstellung einen Einblick in Werke, die zwischen 1995 und 1997 entstanden sind. Zeigte er 1995 vorwiegend Arbeiten auf Papier, so wählte der Künstler nun als Untergrund Leinwand, denn für seine impulsiven und expressiven Bilder braucht Hinz größere Formate mit einem größeren Widerstand.

Acrylfarben, kombiniert mit Pastelkreiden (??) sind oft in mehreren Schichten aufgetragen, so daß die neuen Arbeiten einen kompakten Charakter erhalten. Durch großzügiges Auftragen der Farbe mit einem dicken Pinsel, den Händen oder anderen Hilfsmitteln, wurden größere Formate erforderlich. Das unterstreicht den Eindruck ungehemmter Spontaneität und macht das Streben von Hinz deutlich, sein Ausdruckspotential zu variieren und zu erweitern.

Farben, Formen und Linien werden ohne Reflexion, ohne zuvor erarbeitete Konzeption auf den Malgrund aufgetragen. Dabei dienen Farben und Formen nicht mehr zur Illustration, sondern sie stellen sich selbst dar, d.h. sie wirken aus ihrem Eigenwert heraus. Ob eine Linie als statisch oder dynamisch, eine Farbe als dominant oder zurückhaltend betrachtet wird, begründet sich durch ihre Positionen auf der Fläche, ihre Größe, ihre Relation untereinander. Proportionen und Abstände und die daraus entstehenden Spannungen machen ganz wesentlich die Qualität dieser Arbeiten aus.

Klaus-G. Hinz wählte für die neuen Arbeiten Blau, Weiß und Gelb, was zu einer noch weiteren Abstraktion der Bilder führt. Die neue Farbwahl und die strukturelle Anordnung anderer Bildelemente läßt kaum noch Assoziationen zu Gegenständlichem zu. Der Künstler befreit somit sich und den Betrachter von den engen Grenzen einer vermeintlichen Objektivität der Realität und liefert statt dessen jeweils eine nach allen Seiten offene Bildkomposition, die vom Betrachter kreativ gefüllt werden muß. Der Betrachter wird geradezu provoziert, nach Bezügen zu außerbildlichen Wirklichkeiten zu suchen. Der Konnex zwischen Künstler, Werk und Betrachter wird gerade durch die kompositorische Struktur, die sich durch große inhaltliche und formale Offenheit auszeichnet, hergestellt. Der Verzicht auf traditionelle Kompositionsschemata sowie wiedererkennbare Stilrichtungen spiegelt dabei die Brüchigkeit des modernen Lebensgefühls wider, dem jede Form von Sicherheit als lebens- und damit auch als kunstfern gilt. Gerade weil in diesen Bildern nichts definitiv ist, können sie zu einem einzigartigen Experimentierfeld für die Phantasie des Betrachters werden.

Die Arbeiten von Klaus-G. Hinz sind noch am ehesten der informellen Malerei zuzuordnen. Diese künstlerische Richtung der abstrakten Malerei versteht sich insofern als innovativ, als sie jeden Rückgriff auf vor oder neben dem Bild Existierendem vermeidet. Weder die Gegenstandswelt noch irgendwelche ästhetischen Normen sind für das Informelle verbindlich. Auch geht es ihren Vertretern nicht darum, das eigene Werk in ein Verhältnis zur Geschichte und zum bisher Geleisteten zu bringen, weil sonst die Offenheit der Formulierung und Formalisierung der Empfindungen nicht gewährleistet ist. Es ist aber gerade ein wesentliches Anliegen informeller Kunst, die Empfindungen durch spontanes Auftragen von Farbflecken auszudrücken. Daß der emotionale Ausdruck spontaner Malakte aber stets verknüpft ist mit dem Wissen um die Sprachfähigkeit und Selbstausdrücklichkeit des Materials, zeigen die Bilder von Klaus-G.Hinz deutlich.

Farben, Formen und Linien entfalten im Moment ihres spontanen Entstehens eine Eigendynamik, die dem einzelnen Bild seine spannungsvolle Struktur verleiht. Jedes Werk ist somit Abbild eines Ausdrucksgeschehens, das in sich einen Empfindungsablauf in malerischer Konzentration bündelt. Insofern muß die Bildsprache in den Werken des Künstlers als einzigartige und unwiederholbare Setzung verstanden werden.

Diese setzt aber keinen Abschluß, sondern macht vielmehr das Vorübergehende und Momentan-Situative als Beginn eines weiteren Schaffensaktes nicht nur erfahrbar, sondern zwingend notwendig. Auch darin, daß die kompositorische Struktur seiner Bilder von großer Offenheit geprägt sind, zeigt sich die künstlerische Nähe von Klaus-G.Hinz zum Informel. Seine Aktionsbilder sind mehr als ein bloßer Ausdruck seines individuellen Unbewußten. Vielmehr versuchen sie in ihrem bewußten Verzicht auf inhaltliche und formale Anleihen der allgegenwärtigen Tendenz zur Normierung zu widerstehen. Die frei von allen Regeln geschaffenen phantastischen Bilder von Klaus-G.Hinz dürften gerade wegen dieser eindringlich-unaufdringlichen Aussage auf das Interesse einer künstlerisch ambitionierten Allgemeinheit stoßen. Die formale Offenheit der Bilder vermag den Betrachter zu eigenständigen Assoziationen anzuregen und macht ihn damit zu einem kreativen Partner des Künstlers.

 


Annemarie Heibl, MA

Exemplarisch sollen zwei Bilder vorgestellt werden. Bei den Arbeiten Nr.9/96 und
Nr. 10/96 handelt es sich um ähnliche Werke, die sich bei näherem Hinsehen jedoch sehr unterscheiden:

Das Querformat (Nr.9/96) bietet dem intensiv schwarzen, spitz zulaufenden Balken viel Fläche, von der linken Bildkante nach Innen vorzudringen. In der rechten Bildhälfte ist in instabiler, fast senkrechter Haltung ein ebenfalls schwarzer Balken zu erkennen, der allerdings in seiner Gänze zu sehen ist, während der erste über den linken Bildrand hinausgeht. Die diffusen Ränder beider Elemente in Verbindung mit dem grau-blau-weißen Untergrund bewirken die Assoziation von einer zähflüssigen Masse, in der sich das linke Element auf das rechte zubewegt. Trotz der aggressiven Spitze des Bogens wirkt die Bewegung relativ ruhig. Entscheidend für diesen Eindruck ist die Tatsache, daß sich seine auffallende Spitze genau im Zentrum des Bildes befindet, einer Position, die hier Ruhe, Statik, Ausgewogenheit vermittelt.

Ganz anders ist hingegen die Bewegung und Kraft im zweiten Bild (Nr.10/96) zu bewerten. Das von links ins Bild strömende schwarz-graue Element hat bereits den größten Teil der Fläche durchquert, führt eine Aufwärtsbewegung aus und befindet sich kurz vor dem Zusammentreffen mit dem anderen Balken. Dieser scheint ausweichen zu wollen, hat schon zum größten Teil die Bildfläche verlassen. Blaue, dünne Linien zwischen beiden Elementen evozieren den Eindruck der von den Kräften zusammengedrängten Masse.

Obwohl bei diesem Bild die Tönung des Balkens sehr viel weicher, seine Spitze sehr viel runder ist, wirkt die Bewegung dennoch aggressiver und schneller, hervorgerufen durch die Weite des Vordringens in der Bildfläche. Der roten, dünnen Linie, die den gesamten Rand des Bildes umfährt, kommt dabei die Rolle zu, diese Kräfte auszugleichen. Sie hält das Bild somit im Gleichgewicht.



Dieser Text ist aus dem Katalog: 'Klaus-G. Hinz · 1995-1997' anläßlich der Ausstellung im August 1997 bei:

"Galeri Kafe Cemara 6" Jl. HOS Cokroaminoto No. 9-11, Jakarta 10350, Telepon 324505


 

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